Traumatherapie

Trauma - Wunde und Kompetenz

 

Beim Thema "Trauma" muss ich oft an die Parabel von der Muschel denken:

 

 

Die Muschel

          „Verwundete Austern
           lassen aus blutigen Wunden
           eine Perle entstehen.
           Den Schmerz, der sie zerreißt,
           verwandeln sie in ein Juwel.“

         

          (Richard Shanon)

 

Wenn die Muschel sich öffnet, um Nahrung aufzunehmen, kann es passieren, dass sie mit der Nahrung einen unverdaulichen Fremdkörper, z.B. ein Sandkorn, in ihr geschütztes Heim aufnimmt. Das kann aus Unachtsamkeit oder trotz größter Vorsicht passieren, oder weil niemand der verletzlichen Muschel gezeigt hat, wie sie gut auf sich achtet, oder weil sie nicht weiß, was ein solcher Fremdkörper in ihr bewirken kann. Manchmal vielleicht einfach deshalb, weil es, z.B. bei einem Sturm, plötzlich viel zu viel Sand in ihrer Umgebung gibt, um sich davor noch schützen zu können. Oder weil sie in eine Umgebung hineingeboren wurde, in der es regelmäßig zu viel herumwirbelnden Sand gibt, und sie einfach keine Chance hat, ihn zu vermeiden, wenn sie nicht verhungern will.

 

In meiner Vorstellung ist dieses Eindringen des Fremdkörpers außerordentlich schmerzhaft für die weiche, innerhalb ihrer Schalen schutzlose Muschel. Man denke nur an ein Steinchen im Schuh des Menschen.

 

Was die Muschel vielleicht nicht weiß, ist, dass sie aber für solche Fälle von der Natur mit einem besonderen Mechanismus ausgerüstet ist. Sie kann das Sandkorn nicht einfach wieder ausstoßen und loswerden. Aber ihr Organismus hat die Fähigkeit, besondere Stoffe zu produzieren. Diese Stoffe legen sich langsam, Schicht für Schicht, um den schmerzenden Fremdkörper herum und machen seine Oberfläche weicher, runder und weniger schmerzhaft. Langsam entsteht so die kostbare Perle. Kostbar auch deshalb, weil längst nicht jede Muschel diesen Prozess durchläuft. Und kostbar, weil er die Muschel so viel kostet.

 

 

 

 

Und übertragen auf den

Menschen...

Schocktrauma, Entwicklungstrauma, Bindungstrauma

 

Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, beim Thema "Trauma" nicht NUR die Verletzung, die Wunde zu sehen. Nicht nur das, was uns schwächt und behindert. Ob Schocktrauma, Entwicklungstrauma oder Bindungstrauma: Auch wir Menschen haben Mechanismen, mit denen wir auf Verletzungen reagieren. Mit äußerster Anstrengung entwickeln wir Fähigkeiten und Kompetenzen, die uns stark genug machen, um zu überleben. Das gelingt nicht in jedem Fall. Und nicht zuletzt deshalb ist es eine so enorme Leistung und so unglaublich kostbar.

 

Vielleicht haben wir gelernt durchzuhalten, uns zu disziplinieren, besonders viel zu leisten, uns zu verschließen, uns anzupassen, uns zu wehren, uns nicht zu wehren, oder, oder, oder - bis hin zu uns nicht mehr zu fühlen. Vielleicht waren diese Kompetenzen einmal unsere Rettung. Heute fällt uns womöglich gar nicht mehr auf, wozu uns diese Kompetenzen befähigt haben und noch befähigen.

 

Auf der anderen Seite allerdings haben diese gut trainierten Kompetenzen aber womöglich auch dafür gesorgt, dass wir andere Fähigkeiten weniger entwickelt haben. Auch das war vielleicht lange sinnvoll und funktional. Oft merken wir aber irgendwann, dass wir als Folge zu lange durchhalten - und dabei nicht merken, dass wir stattdessen die Situation aktiv verändern könnten. Oder dass wir uns zu sehr disziplinieren - und unsere Bedürfnisse nach Erholung dabei zu wenig Beachtung finden. Dass wir uns zu sehr verschließen - und es uns kaum noch möglich ist, uns in Beziehungen auch zu öffnen. Und das kann sich insgesamt sehr starr anfühlen, wie künstliche Muschelschalen, die uns nicht nur schützen, sondern auch von unserer Lebendigkeit trennen.

 

 

 

 

 

 

   "Nicht ohne meinen Körper"

Welche Rolle der Körper bei der Bewältigung von Traumata spielt

 

Dann wird es Zeit, uns die Freiheit zurückzuerobern, zu fühlen, was wir fühlen und nach dem zu greifen, was wir haben möchten oder brauchen. Starr gewordene Gedankenschleifen behutsam zu erweitern und wieder beweglicher zu werden. Im wahrsten Sinne des Wortes: Denn die innere Erstarrung findet meist eine Entsprechung in unserem Körper. Aus diesem Grund ist es so wichtig, nicht nur die eingetretenen Pfade unserer Gedanken, sondern auch unseren Körper bei der Arbeit mit Traumata mit einzubeziehen. Wenn wir unserem Körper wieder zuhören, unseren somatischen Empfindungen achtsam unsere Aufmerksamkeit schenken, dann können wir erleben, dass wir Antworten erhalten. Wichtige Emotionen werden wieder spürbar und können re-integriert werden. Bewegungen, die wir einst nicht machen konnten oder durften, können jetzt wiedergefunden werden und dazu beitragen, die alten verletzenden Situationen abzuschließen und sanft loszulassen.

 

 

 

 

 

 

Methoden

In der Traumatherapie arbeite ich mit Elementen aus diesen Methoden:

 

  • Somatic Experiencing nach Peter Levine
  • EMDR
  • Somatic Attachment Training experience bei Bindungsverletzungen